Lebendige Tiere als Schlüsselanhänger – was in Deutschland jeden Tierfreund auf die Barrikaden treiben würde, ist in China ein populärer und weit verbreiteter Schmuck-Trend. Dass die Tiere schlimme Qualen leiden, scheint dabei selbst den Händlern nicht bewusst zu sein.
2008 tauchten sie erstmals auf chinesischen Märkten, in Kiosken und an Straßenständen auf und waren sofort der absolute Verkaufsrenner bei Touristen im ganzen Land: kleine Goldfische, Babyschildkröten, Minisalamander und Zwergfrösche, eingeschweißt in durchsichtigen, mit bunt gefärbtem Wasser gefüllten Kunststoffbeuteln oder Plastikbechern ohne Luftlöcher, versehen mit einem Schlüsselanhänger. Gerade mal groß genug, damit sich die Tiere ein Mal um ihre eigene Achse drehen können. Trotz zahlreicher Proteste internationaler Tierschutzorganisationen und extrem schlechter Presse in ausländischen Medien findet man die bizarren „Souvenirs“ auch heute noch an vielen Straßenecken in Chinas Touristenzentren.
Ein gutes Geschäft für skrupellose Händler
Fragt man die Verkäufer, ob die Tiere in ihren engen Gefängnissen nicht leiden würden, wiegeln sie lächelnd ab und erklären, den Tieren würde es gut gehen. Das Wasser, in dem sie schwimmen sei mit ausreichend Nährstoffen und Sauerstoff versetzt, damit die Tiere mehrere Monate in den Behältern überleben können. Und sollte eines der Tiere doch einmal vorzeitig verenden, könne man sich ja einfach ein neues kaufen. Mit 15 RMB (umgerechnet ca. 2,10 Euro) sei der Preis nicht zu unterbieten. Was für die Händler nach einem guten Geschäft klingt, ist für Tierschützer wie der Umwelt-NGO Capital Animal Welfare Association ein handfester Skandal. Ihrer Ansicht nach steht es außer Frage, dass sich die Tiere in ihren engen Behältnissen in einer Todesfalle befinden, da ihnen schon nach kurzer Zeit der Sauerstoff ausgeht und sie entweder ersticken oder an Unterernährung verenden.

Der Handel läuft auf Hochtouren
Manche der Tiere sterben auch an Stress und Erschöpfung, oder weil die kleinen Beutel in Taschen oder Rucksäcken zerquetscht werden. Darüber hinaus kann keiner genau sagen, welche Chemikalien zum Färben des Wassers verwendet werden und ob diese den Tieren nicht zusätzlich schaden. Das Kampagnen-Netzwerk Avaaz hat deshalb bereits 2013 eine weltweite Petition gestartet, um die Öffentlichkeit für das Thema zu sensibilisieren und Druck auf die Vereinten Nationen bzw. die chinesische Regierung auszuüben, gegen diese Art von Schmuck-Trend vorzugehen. Leider mit mäßigem Erfolg, wie das Video zu Beginn dieses Beitrags verdeutlicht. Ein chinesisches Tierschutzgesetz, das den Handel mit den lebendigen Schlüsselanhängern unter Verbot stellt, ist nicht in Sicht. Das Geschäft läuft nach wie vor auf Hochtouren – zum Leidwesen der Tiere.

