„ASMR“ avancierte innerhalb kürzester Zeit zum absoluten Internet-Trend. Das Netz ist voll mit Videos, in denen Menschen von leisem Flüstern bis zu lautem Schmatzen die sonderbarsten Geräusche erzeugen, um beim Zuschauer das berühmte Kribbeln im Hinterkopf auszulösen. Längst hat der Hype auch China erreicht. InsightBeats hat einige der bekanntesten Videos für euch ausgegraben.
In der Wissenschaft wird der Effekt als ASMR (=Autonomous Sensory Meridian Response) bezeichnet. In den Medien und sozialen Netzwerken weltweit kennt man ihn unter anderem als „Kopforgasmus“, „Braingasm“ oder „Orgasmus fürs Ohr“. Dabei scheint er mit Sex auf den ersten Blick überhaupt nichts zu tun zu haben. Meistens beschränkt sich die Wirkung auf den Hinterkopf, den Nackenbereich und bestenfalls noch die oberen Schulterpartien. Betroffene bezeichnen das Gefühl, das ähnlich plötzlich einsetzt wie eine Piloerektion (Gänsehaut), als ein warmes Kribbeln. Bei manchen führt es darüber hinaus zu tranceartigen Zuständen der Entspannung bis hin zum sanften Einschlafen.
In der Regel wird der Effekt durch bestimmte äußere Reize, sogenannte „Trigger“, ausgelöst, die zumeist aus akustischen, manchmal aber auch aus einer Kombination aus akustischen und visuellen Stimuli bestehen. Das leise Rascheln von Zeitungs- oder Geschenkpapier, sanftes Klopfen von Fingernägeln auf verschiedenen Gegenständen, leicht plätscherndes Wasser, beherztes Kauen und Schmatzen beim Essen und vor allem sanftes Flüstern. „Gentle Whispering“ nennt sich letzteres bei YouTube und ist unter den ASMR-Konsumenten der absolute Renner.
ASMR-Community wächst weltweit
Obwohl sich die Wissenschaft seit 2012 verstärkt mit dem Phänomen beschäftigt, konnte bis heute nicht abschließend geklärt werden, was genau den Effekt auslöst oder welche Funktion er evolutionsbiologisch erfüllt. Eines jedoch steht zweifellos fest: Wer erst Mal in den Genuss von ASMR gekommen ist, der will das begehrte Kribbeln immer wieder spüren. So hat sich in den vergangenen Jahren eine immer weiter wachsende Community im Internet herausgebildet, die sich in Foren über ihre ASMR-Erfahrungen austauscht oder auf Plattformen wie Youtube eigene ASMR-Videos hochlädt. Meistens sind es junge Damen, wie z.B. Gentle Whisper ASMR oder ASMR Darling, die den Zuschauer mit Rollenspielen, geflüsterten Gute Nacht-Geschichten oder schmatzenden Lippenbewegungen hypnotisieren und elektrisieren.
ASMR in China
Dass ASMR auch in China auf eine breite Fangemeinde trifft, ist nicht wirklich überraschend. Gilt doch das Reich der Mitte gemeinhin als eine Heimstätte von Entspannungstechniken wie Meditation, Tai Chi oder Qi Gong. Kein Wunder also, dass sich der Effekt auch bei den chinesischen Netizens einer wachsenden Beliebtheit erfreut und auf chinesischen Online-Portalen immer mehr ASMR-Videos auftauchen, in denen die Protagonisten mit ihren Mikrofonen herumspielen und dabei die sonderbarsten Geräusche erzeugen.
Einige der meist geklickten ASMR-Videos auf Youku, dem chinesischen Pendant von Youtube, hat InsightBeats für euch zusammen getragen.
Viel Spaß beim Anhören!
1. Maple ASMR: „Kiss Sounds“
Mit knapp 55.000 Klicks eines der meist frequentierten Videos. ASMR-Stimulus: Laute Knutschgeräusche
2. No Talking ASMR: „Candy Eating Sound“
ASMR-Stimulus: Lautes Rascheln eines Lolli-Wicklers gefolgt von Schmatz- und Lutschlauten
3. Vampire ASMR: „Ear Cleaning“
Die Protagonistin in diesem Video benutzt für Ihre Klangerzeugung ein binaurales Mikrofon, welches eigens zur Erzeugung von ASMR entwickelt wurde. ASMR-Stimulus: Geräusche durch rascheln, reiben, wischen, klopfen
4. PPOMO ASMR: „Water Ear Massage“
ASMR-Stimulus: Geräusche durch Wasser, feuchtes reiben und quetschen, wischen, klopfen
5. PPOMO ASMR: „Crispy Fried Chicken Eating“
ASMR-Stimulus: Lautes Knuspern panierter Hähnchenflügel
6. Little Sister Shine: „Water Sound ASMR“
ASMR-Stimulus: Wasser-Geräusche (blubbern, plantschen, tropfen, schütteln)
7. Arina ASMR: „Black Bean Noodles“
ASMR-Stimulus: Ess-Geräusche (kauen, schmatzen, rühren, knuspern, schlucken, schlürfen)