Kublai Khan war eine prägende Figur in der Geschichte Chinas. Ihm verdanken die Chinesen nicht nur das Papiergeld und die berühmten Hutongs. Unter seiner Herrschaft erlangte das Land auch einen großen Teil seiner heutigen Größe. Die Regierung ließ deshalb Khan zu Ehren im Pekinger Stadtteil Chaoyang einen Statuenpark errichten, der das damalige Leben künstlerisch einfängt. InsightBeats zeigt eine Auswahl.
Es gab einmal eine Zeit, da hieß das heutige Peking noch „Dadu“. Damals, um 1271 n. Chr., stand China unter mongolischer Fremdherrschaft und auf dem Thron saß ein finsterer Geselle namens Kublai Khan, der Enkel des legendären mongolischen Eroberers Dschingis Khan. Nachdem sein Vorgänger, der Großkhan und Kublais älterer Bruder Möngke, verstorben war, hatte sich Kublai selbst zu dessen Nachfolger ernannt – ein Bruch mit der Jahrhunderte alten Tradition und ein absolutes No-Go in der damaligen Zeit. Denn bei den Mongolen war das letzte Wort in Sachen Herrscherfolge einer Gruppe wahlberechtigter Stammesfürsten vorbehalten und bei denen – dessen war Kublai sich bewusst – war er nicht besonders beliebt. Sie hatten den Thron für seinen jüngeren Bruder Arigkbugha vorgesehen und so blieb Kublai, um an die Macht zu kommen, letztlich kein anderer Ausweg als ein Putsch.

Blutige Aufstände und Rebellionen
Weil aber die mongolischen Adelsfürsten seine Herrschaft nicht akzeptieren wollten, zettelten sie in den darauf folgenden Jahren immer wieder blutige Aufstände und Rebellionen an und versuchten mit allen Mitteln, Kublai von seinem Thron zu stoßen. Doch Khan verfügte über eine gewaltige Streitmacht und so scheiterten letztlich alle Putschversuche und die Anführer wurden entweder hingerichtet oder verschwanden in den dunkelsten Kerkern des Landes. Nachdem er alle seine mongolischen Gegenspieler aus dem Weg geräumt hatte, nahm Khan sich schließlich die Song-Dynastie, die damals herrschende Elite im Kaiserreich China, vor.

Unter der Herrschaft einer fremden Macht
Sein Krieg gegen die Chinesen dauerte insgesamt neun Jahre (1267 bis 1276) und endete schließlich mit der Kapitulation der Song-Herrscher. 1271 rief Khan die Yuan-Dynastie aus und es begann eine neue Zeitrechnung in der chinesischen Geschichte. Zu diesem Zeitpunkt erstreckte sich das Kaiserreich über 12 Millionen Quadratmeter und reichte vom östlichsten Rand Chinas bis in das Gebiet des heutigen Irak und im Norden bis ins tiefste russische Sibirien hinein. Und zum ersten Mal in seiner Jahrhunderte alten Geschichte stand China vollständig unter der Herrschaft einer fremden Macht.

Herzen der Chinesen gewinnen
Fortan lagen große Aufgaben vor dem Mongolenfürsten: Um den öffentlichen Frieden zu wahren und weitere Aufstände zu vermeiden, musste Khan die Herzen der chinesischen Bevölkerung für sich gewinnen und sie dazu bringen, ausgerechnet ihn – ihren Eroberer und Unterdrücker – als legitimen Führer zu akzeptieren. Gleichzeitig musste er einen Weg finden, den Einfluss der traditionellen chinesischen Religionsgelehrten – der Taoisten und Konfuzianisten – zurückzudrängen, denn sie waren die einzigen, die noch in der Lage waren, das chinesische Volk gegen ihren neuen Führer aufzuhetzen.
Ein genialer Schachzug
Um diese beiden Gefahren zu bannen, ließ sich Khan einen genialen Schachzug einfallen: Er verlegte kurzerhand seinen Regierungssitz von der mongolischen Steppe in den Norden Chinas, wo er die Stadt „Dadu“ errichten und diese zur neuen Hauptstadt Chinas erklären ließ. Um der Stadt ein spirituelles Antlitz zu geben, lud er berühmte Religionsgelehrte und Architekten aus Tibet und dem benachbarten Nepal in seinen Palast ein und beauftragte sie mit dem Bau buddhistischer Tempel und tibetanischer Klöster. Der Buddhismus wurde zur neuen Staatsreligion erklärt, die taoistischen bzw. konfuzianistischen Glaubensbrüder ihrer Ämter enthoben und durch buddhistische Religionsgelehrte ersetzt. Damit war die Gefahr religiöser Einmischungen vorerst gebannt.

Blüteperiode der Yuan-Dynastie
Nachdem die Mongolen in den folgenden Jahren unzählige Schlachten gewonnen und sich territorial in alle Himmelsrichtungen ausgebreitet hatten, beschloss der Kaiser Khan um 1280, dass es genug der ständigen Invasionskriege gegen seine Nachbarn war und richtete seine Aufmerksamkeit fortan stattdessen auf die Einheit und Entwicklung seines gigantischen Imperiums im Inneren. Als erstes sollte seine neue Hauptstadt Dadu ausgebaut und aufpoliert werden, schließlich sollte sie nichts Geringeres als Asiens neues Handelszentrum werden. Dazu wurden zunächst die Verkehrsverbindungen innerhalb und rund um die Stadt herum ausgebaut. Überall entstanden neue Straßen und Karawansereien und der Handel blühte auf. Dass die Stadt unmittelbar am Ausgangspunkt der damals größten Handelsroute der Welt lag – der berühmten Seidenstraße, die China, Indien, den Nahen und Mittleren Osten sowie Europa miteinander verband, – kam ihr dabei naturgemäß zugute. Mit mehr als 140 ausländischen Nationen pflegte Khan enge Handelsbeziehungen.

Spektakulärer Aufschwung als Handels- und Kulturmetropole
Massen von europäischen und arabischen Handelsreisenden kamen nach Dadu, um dort ihre Geschäfte zu machen, und brachten vielfältige Einflüsse ihrer Kulturen nach China. Der bekannteste unter ihnen dürfte der venezianische Handelsreisende Marco Polo gewesen sein. Er war 1271 mit seinem Vater und Onkel von Venetien aus nach Osten aufgebrochen. Es war die Zeit der Kreuzzüge und der damalige Papst Gregor X. hatte die Polos damit beauftragt, den mongolischen Herrscher Kublai Khan als Bündnispartner Roms im Krieg gegen den Islam zu gewinnen. Seine Reiseerfahrungen hat Polo in zahlreichen Tagebüchern festgehalten, die ihn später weltberühmt machen sollten. Sie zeichnen das Bild eines spektakulären Aufschwungs Dadus als Handels- und Kulturmetropole und vermitteln einen äußerst detaillierten Eindruck davon, wie weit Entwickelt China unter der Führung Khans in Kultur, Wirtschaft, Wissenschaft, Kunst und Militär bereits war.
Innovative Errungenschaften in Wissenschaft, Kultur und Kunst
So berichtet Polo von zahlreichen innovativen Errungenschaften, die auf das Konto von Kublai Khan gingen, darunter etwa die weltweit ersten Geldnoten aus Papier („Chao„) oder die Organisation von Wohngemeinschaften in den für Peking so charakteristischen Hutongs. Generell war Khan neuen Ideen aus Wissenschaft und Forschung gegenüber sehr aufgeschlossen und verfügte über einen ganzen Stab an Beratern, Architekten, Astronomen und Künstlern, die ihn bei der Gestaltung seiner Hauptstadt unterstützten. Darunter etwa die chinesischen Astronomen Guo Shoujing und Liu Bingzhong oder das nepalesische Architektur-Wunderkind Araniko, das u.a. für den Weiße Stupa (Baita) des Tempels der Weißen Pagode in Peking verantwortlich zeichnet.
Das größte Reich, das jemals existierte
Als Kublai Khan im Jahr 1294 in Peking verstarb, war das Imperium der Mongolen das territorial größte Reich, das jemals existierte und erstreckte sich beinahe über den gesamten Eurasischen Kontinent. Auf den Ruinen der damaligen Hauptstadt Dadu ließ die chinesische Regierung 2008 einen Statuenpark zu Ehren Khans errichten, der das damalige Leben künstlerisch abbildet. Er befindet sich im östlichen Pekinger Stadtteil Chaoyang, Xiaoguanlukou, Anding Road und ist offen für Besucher.